Was ist hypno-systemisches Coaching?
Wie wird im hypnosystemischen Coaching gearbeitet
Oft befinden wir uns in einer sogenannten Problemtrance, wir sehen nur die unüberwindbaren Schwierigkeiten und Blockaden. Das hat etwas mit inneren Bildern und gemachten Erfahrungen aus völlig anderen Situationen zu tun. Diese inneren Bilder und Erlebnisse projiziert unser Gehirn dann aber auf eine Situation, in der wir eine innere Blockade nicht gebrauchen können, weil sie unsere Leistung schmälert. Mit Hilfe einer selbstbestimmten Tiefenentspannung wird die Problemtrance in eine Lösungstrance gelenkt. Dabei sind die Impulse und inneren Bilder sowie das Feedback Ihres Körpers dienliche Hinweisgeber für mögliche Lösungen. Es herrscht absolutes Vertrauen, dass Sie alles in sich tragen, was Sie für die Lösung, für die Verbesserung Ihrer Situation oder das Erreichen Ihres Ziels brauchen. Durch die Veränderung der inneren Welt, gelingt eine Veränderung im Außen.
Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist dabei, mit systemischen Fragestellungen die relevanten Ressourcen und Bilder des Coachees in einem bewussten Dialog zu erarbeiten.
Was sind die zentralen Annahmen im hypno-systemischen Coaching?
Die Klient:in wird als Expert:in für das eigene (Er)leben angesehen.
Ein Problem wird verstanden als eine Ist-Soll-Diskrepanz. Es entsteht durch die Abweichung eines erlebten unerwünschten Ist von einem gewünschten Soll.
Die Suche nach Mustern ist bedeutsam, wobei unter einem Muster eine assoziative, meist häufig wiederholte Verkoppelung von Erlebniselementen aus allen Sinneskanälen verstanden wird. Eine hypno-systemische Intervention bietet einen Unterschied im Muster an –die Veränderung eines einzelnen Elements, z.B. der Atmung oder der Körperhaltung, kann bereits das ganze Muster verändern.
Unwillkürliche Prozesse sind immer schneller und wirksamer und ökonomischer als jede willkürliche Reaktion. Gehen unwillkürliche Prozesse einher mit dem Wollen des bewussten „Ich“, so werden sie als angenehm empfunden („Flow“).
Jedes Erleben ist räumlich repräsentiert. Alleine das Verändern einer räumlichen Positionierung verändert das Erleben (z.B. imaginativ ein Problem von hinten oben nach rechts vorne verschieben).
Jedes Erleben findet immer in einem bestimmten Kontext statt und ist erst in diesem verstehbar. Somit macht jedes Verhalten für die Person oder ein soziales System (z.B. eine Organisation) Sinn – in einem bestimmten Kontext.
Ein Ziel ist das Herstellen einer „bezogenen Individuation“ (Helm Stierlin): Ich bin ganz bei mir und gleichzeitig in Beziehung zu anderen. Die Art und Weise, wie jemand mit mir umgeht (PartnerIn, FreundInnen, KollegInnen, etc.), stellt einen Spiegel dessen dar, wie ich mit mir selbst umgehe.
Jeder Mensch hat ein inneres Wissen, ein „Gespür“ und Körpergefühle dafür, was für einen stimmig ist. Der Organismus (= Metapher für unwillkürliche Bedürfnisse) wird in der hypnosystemischen Beratung als Supervisor für Impulsfeedback genutzt und wertgeschätzt. Daher wird der Körper in Interventionen miteinbezogen (z.B. Embodiment-Interventionen).
Jeder Impuls sollte als wertvolle Information über berechtigte Bedürfnisse verwertet werden. Wichtig ist dabei ein klare Trennung von Impuls und Handlung. Wenn Impulse abgewertet werden, treten sie an anderer Stelle wieder auf.
Der Fokus der Beratung liegt auf Unterschiedsbildung (Ausnahmen). Die Klient:in wird dabei unterstützt, eine optimale Balance zwischen eigenen Bedürfnissen und Loyalitätsverpflichtungen für sich zu finden.
Das Vorgehen ist immer lösungsorientiert und ressourcenfokussiert. Gemäß dem Zitat von Milton Erickson:
„Sie wissen in Ihrem Unbewussten mehr Hilfreiches, als Sie bewusst wissen.
Wir heben mit Ihnen diesen reichen Schatz wertvoller Erfahrungen und Kompetenzen…“
1) Schmidt, Gunther (2010). Einführung in die hypnosystemische Therapie und Beratung. 3. Aufl., Carl-Auer-Systeme Verlag.
(2) Schmidt, Gunther (2010). Liebesaffären zwischen Problem und Lösung. Hypnosystemisches Arbeiten in schwierigen Kontexten. Carl-Auer-Systeme Verlag.
(3) Als gut verständliche Einführung in dieses Paradigma empfehlenswert z.B.: Simon, Fritz B (2009). Einführung in Systemtheorie und Konstruktivismus. 4. Aufl., Carl-Auer-Systeme Verlag.